Nach inzwischen über 300 Tagen weiß ich: Ich fahre gern Elektroauto. Es ist das Gefühl, möglichst umweltfreundlich unterwegs zu sein, aber auch das wirklich spezielle Fahrgefühl. Und es ist auch die Freundlichkeit der Elektroautofahrer untereinander. Oft duzt man sich an den Ladesäulen einfach so und es wird auch absolut höflich miteinander umgegangen. Aber es gibt auch Ausnahmen.
Parken ohne zu Laden
So ist es einfach eine Unsitte, dass einige Elektroautofahrer eine in Leipzig übliche Regelung einfach ausnutzen. In der Stadt ist es allen Elektrofahrzeugen erlaubt, an den Ladesäulen maximal vier Stunden zu parken, auch wenn sie nicht Strom laden.
Ein krasses Beispiel war dieser Wagen, der sich nicht einmal die Mühe machte, sein Ladekabel in die Ladesäule zu stecken. Die Folge: Ladesäulenplätze sind einfach blockiert. In diesem Fall musste ich zur nächsten Säule fahren, die im Leipziger Innenstadtgebiet nur wenige hundert Meter entfernt war. Doch auch in Hamburg ist es mir passiert, dass der Platz vor der Ladesäule als normaler Parkplatz genutzt wurde.
Die Kommunen können es selbst regeln, wie es Ladeplätzen zu geht. Ein Parken nur während des Ladevorganges, muss mit einem Zusatzschild angezeigt werden. Sonst ist es tatsächlich erlaubt, auch ohne Ladevorgang zu parken. Näheres regelt §39,10 der Straßenverkehrsordnung.
Sehr ärgerlich, wenn es noch immer relativ wenige Ladesäulen gibt.
Ladekabel abziehen
Eine andere Unsitte erlebte ich bislang nur ein Mal: Bei Kaufland kann man in vielen Filialen kostenfrei Strom laden. Ich nutze dies sehr häufig, um in 30 bis 45 Minuten ein wenig Strom zu laden. Das macht die Batterie nicht voll, aber es kommt ein wenig mehr Energie gratis hinzu.
In der Filiale am Lindenauer Markt in Leipzig gibt es sogar eine Schnellladesäule – dort sind alle Kabel in der Säule integriert. man sucht sich das entsprechende Kabe aus und braucht sein eigenes nicht. Dort schaffe ich es häufig den Akku vollzuladen, wenn das Schnellladekabel gerade frei ist – ebenfalls kostenfrei. Vor einigen Tagen, als ich vor dem Einkauf meinen Wagen an das Schnellladekabel angeschlossen hatte, teilte mir meine App mit, dass der Ladevorgang beendet sei, obwohl nur 97 Prozent erreicht wurden. Als ich auf dem Parkdeck ankam stand neben meinem ein weiterer Elektrowagenagen. Das Ehepaar schleckte sein Eis und der männliche Part meine zu mir: „Ihr Wagen war fast voll, da habe ich mir erlaubt, dass Ladekabel abzuziehen und in meinen Wagen zu stecken.“. Der Clou: Das Ladekabel, welches mehr Zeit braucht, hing unbenutzt an der Ladesäule, hätte also ohne weiteres genutzt werden können. Auf meine Beschwerde hin, meinte er, mein Ladevorgang sei eh abgebrochen gewesen.
Ich habe es ein paar Tage später den Fall simuliert, weil ich einen ganz anderen Verdacht hatte. Und siehe da: Man kann mit dem Stop-Knopf an dieser Ladesäule den Ladevorgang abbrechen und gleichzeitig wird auch das Ladekabel wieder entblockiert – man kann es also abziehen, ohne es im eigenen Auto freigeben zu müssen. Das hatte dieser eisessende Autofahrer offenbar genau gewusst.